Stoffmanipulation – Spielerei im Oktober

Dieses vielleicht ja nicht ungefährliche Auge beruht auf einer Spielerei mit Biesen. Beim  Faltenlegen fiel mir auf, dass man Dinge in den entstehenden Hohlräumen verstecken könnte. Also schaute ich in meine Kästen mit Scherben vom Trümmerberg und fand geeignete Stücke. Auf dem Foto oben sind die Querfalten noch mit Stecknadeln fixiert, aber wenn man die Falten mit ein paar Stichen festnäht, bleibt der Inhalt am Platze.

Hier zum Beispiel schaut das Auge aus einer Tischdecke hervor. Ich hatte den Auftrag, für ein Geburtstagsgeschenk einen aus einer Trachtenbluse stoffmanipulierten Streifen beizusteuern. Carmen setzte dann die Decke aus lauter besonderen Stoffen zusammen und legte noch ein Stofftagebuch bei, in dem sie die Herkunft der Stoffe beschrieb.

Ein ganz besonderes Stück, diese Tischdecke. Und an einem Ende schaut nun mein Auge, bzw. etwas Geschirrscherbe heraus. Mir gefällt dieser Gedanke, etwas in Stoffen zu verstecken. Auch bei Quilts gibt es ja eine Tradition, Wünsche oder Nachrichten mit einzunähen. Oder man versteckte  geheime Botschaften in den Quiltmustern –  aber das ist dann schon wieder ein weites Feld, ein anderes Thema.

Im Laufe des Sonntags werde ich schauen, wer sich der Aktion heute noch angeschlossen hat. Ab November wechseln wir (Nahtzugabe, Machwerk, Annekata und ich) uns dann monatlich mit der Rolle der Gastgeberin ab. Das holperige Wort „Stoffmanipulation“ schieben wir ein bisschen beiseite. Das Thema soll „Spielerei“ heißen – mit textilen Materialien spielen, Techniken probieren, um so vielleicht auf neue Wege zu gelangen.

Griselda hat diesmal durch Abnäher ein Kissen geformt, das man 1:1 im AD-Magazin präsentieren könnte.

Karen hat mit mehreren Stofflagen die Chenille-Technik probiert, bei der die Waschmaschine am Ende den Effekt zaubert.

Siebensachen hat aus einem alten Pullover, Knöpfen und Gummifaden einen besonderen Schal gefilzt.

Tally hat sich im Loslassen geübt und nach langer Zeit wieder einen Miniquilt genäht. Willkommen zu Hause!

Annekata kommt von Goldsworthy über Tucholsky zu einem lochgestickten Gebilde – perfect Playtime.

Nun hat Kunst und Kleider auch noch eine unbedingt sehenswerte Windjammer-Parade abgeliefert.

Frifris reicht beidseitige Raffungen an einem Kindershirt nach.

Meldet euch, falls ich euren Beitrag nicht gefunden habe!

Einen schönen Sonntag wünsche ich allen! Ich habe mich über die Beiträge heute schon sehr gefreut.

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15 Kommentare

  1. Das ist eine ganz typische Suschna-Arbeit.
    Ein bißchen experimentell, dreidimensional und Mixed-Media.
    Schön, dass du das auch so in ein Gemeinschaftsprojekt einbringen konntest. Ihr habt da eine gute Truppe beisammen!

  2. Solche Projekte sind faszinierend: Etwas voller Geschichten herzustellen. Jetzt noch getoppt als Gemeinschaftsarbeit.
    Das Stofftagebuch ist eine gute Idee. Braucht natürlich seine Zeit und das Dranbleiben, ist aber so wertvoll.

    Da ich in der letzten Woche endlich einmal wieder mit Stoff und Faden gespielt habe und es ja nicht mehr manipulativ im Buch-Sinne sein braucht, erlaube ich mir hier zu verlinken. Ist hoffentlich okay.
    Tally’s Stoffspielerei

    Herzlichen Gruß
    Tally

  3. Textiles Geschnek mit Geschichte, das gefällt mir gut. Das Tagebuch ist ne feine Idee. Wie bringst man geheime Botschaften im Quilt unter? Gibt es da so etwas wie eine Sprache, wie früher beim Kleben der Briefmarken? Klingt spannend.
    Sonnensonntagsgrüße Karen

    • Geheime Briefmarkensprache? Das kenn ich ja nun gar nicht.
      Bei Quilts gab (gibt?) es wirklich gibt es Berichte über so eine Art Sprache der Muster bzw. einzelnen Blöcke für Eingeweihte. Das Thema wäre ein paar mehr Recherchen wert, das interessiert mich auch sehr.
      Die andere Möglichkeit ist es, ein Stück Papier oder beschriebenen Stoff o.ä. im Quilt einzunähen. In einem Blog hatte die Quilterin für ihre Tochter einen Kaffeewärmer gemacht, in den gute Wünsche unsichtbar eingenäht waren. Nun habe ich keine Ahnung mehr, wo ich das gesehen hatte.

  4. Oh, die Idee der Geburtstagstischdecke mit Geschichten finde ich super! Auch etwas im Stoff zu verstecken finde ich grandios (ich hätte da so ein Faible für Geheimnachrichten).
    Und Biesen/Falten sind sowieso unendlich spannend (ogottogott, man wird schon eigen im (Näh-) Alter).

    Bei mir ist was gerüschtes geplant, allerdings muss ich erst noch zwei Leggings fürs Tochterkind fertignähen. Im Laufe der Woche melde ich mich.

  5. Eine gute Idee Objekte mit Stoff zu verbinden/vernaehen, und das blaue Aeuglein, das aus der Tischdecke hervorlugt finde ich grossartig. Gute Wuensche in ein Stueck Stoff einzunaehen finde ich besonders schoen. Civil War quilts sollen symbolische Quiltpatterns zur Kommunikation benutzt haben: http://www.osblackhistory.com/quiltcodes.php. Die Quilts wurden zum Lueften rausgehaengt und so die Nachrichten uebermittelt. Die Theorie ist zwar umstritten, aber dennoch faszinierend. Das Stofftagebuch ist ganz grosse Klasse! Ein schoener Beitrag. Ich bin jetzt auch fertig mit meiner Spielerei.

    • Stimmt, die Sache mit den traditionellen Mustern als Geheimbotschaft ist wohl ein Mythos. Thou shalt not google oberflächlich. Ich hatte zurerst an die Changi-Prison Quilts gedacht, aber da ist die Botschaft ja gestickt und nicht gepatcht. Für das Thema müsste man wirklich mehr Zeit verwenden, um reelle Beispiele zu finden.

  6. Ich schaue ja immer voller Bewunderung auf die Werke der Mixed Media-Künstler, so auch auf deines hier. Die Tischdecke in Gemeinschaftsarbeit ist etwas ganz Besonderes.
    LG
    Siebensachen

  7. Oh, diese Tischdecke mit dazugehörigem Büchlein weckt bei mir sofort den „Will-auch-haben-Reflex“ . Leider hatte ich gerade Geburtstag und auch nicht unbedingt genug Freundinnen mit gerade diesen Qualitäten. Aber ich werde mir das mal merken. Und die Geschichte mit den geheimen Botschaften finde ich ja auch ausbaufähig (soll heißen: ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr da dran bleibt.)
    Ansonsten ist mein Beitrag nun auch fertig + ich danke dir, liebe Suschna, fürs verlinken.

  8. Porzellan auf der Tischdecke und in der Tischdecke, das passt ja. Besonders fasziniert bin ich von der Tischdecke insgesamt als Gemeinschaftsprojekt – und dann noch mit Begleitbuch. Eine tolle Idee, wenn man denn jemanden zu beschenken hat, der sowas zu schätzen weiß.

    viele Grüße! Lucy (diesmal manipulationslos, aber die Erweiterung auf „Stoffspielerei“ sehr begrüßend)

  9. Hier meldet sich Carmen. Die Idee mit einem Stofftagebuch muss ich ehrenhalber zurückgeben an Suschna. Bei ihr habe ich früher schon mal ein hübsch gestaltetes Kärtchen mit allen Daten über Stoff und Herkunft bewundert.
    Erinnert wurde ich dann nochmals im letzten Berlinale-ERöffnungsfilm „Les adieux á la Reine“ mit der beeindruckend gelanweilten und ausdruckslosen Diane Kruger in der Hauptrolle. Lag es daran oder werde ich auch schon zu einer „Neben-Guckerin“? Auf jeden Fall sammelte diese Dame, während um sie herum lediglich die französische Monarchie in Stücke fiel, weiterhin hübsche Ideen für ihre Stickerinnen, die eigentlich auch schon bereits am Säbelschwingen waren. Hier zum Beispiel mal eine Dahlie zu sticken…und flugs zog sie ein großes Buch hervor, voller Stoffpröbchen….allerliebst, wenn sie dabei nur die große Revolution nicht aus den Augen und dann noch den Kopf verloren hätte.
    Mit unserer Tischdecke bin ich hochzufrieden und gerade der Trachtenblusenstreifen samt wallender Biesen und Scherben-Fundstück sieht irgendwie doch noch immer nach Bluse aus-toll.

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